Platzmontage war gestern. Seit Mitte Januar 2019 werden Agathon-Schleifmaschinen getaktet und fliessend zusammengebaut.
Mitte Januar 2019 wurde bei Agathon nach einer nur wenige Wochen dauernden Umstellung die bisherige Platzmontage von einer getakteten Fliessmontage abgelöst. Die entsprechenden Umbauarbeiten fanden weitgehend parallel zu den laufenden Arbeiten statt. Sie bedeuteten im übertragenen Sinne eine äusserst ambitionierte Operation am offenen Herzen. Lediglich in den ersten beiden Januarwochen musste die Endmontage pausieren.
«Die Fliessmontage musste laut Plan am 14. Januar starten. Und an dem Tag ist sie auch gestartet», schildert ein zufriedener Marcel Trüssel, Leiter Montage bei Agathon in Bellach. Herzstück der Agathon-Fliessmontage ist die zentrale Einheit für die Energie- und Kühlmittelversorgung, die im Unternehmen konstruiert und gemeinsam mit externen Projektpartnern realisiert wurde. «Eine Lösung ab Stange gibt es für eine solche eine Einheit nicht», erklärt Agathon Lean Manager Boban Djordjevic. Die einzelnen Takte der Fliessmontage sind um diese Einheit herum angeordnet und alle Maschinen, die sich im Aufbau befinden, lassen sich an die Stromversorgung sowie mit einer Schnellkupplung an die Kühlmittelversorgung anschliessen.
«Mit Einführung der Fliessmontage, können wir auf der zur Verfügung stehenden Fläche doppelt so viele Maschinen montieren als bislang», erklärt Marcel Trüssel die Beweggründe für die Umstellung. Schliesslich ist Platz bei Agathon wie in den meisten Betrieben ein begrenztes Gut. Die Kunden erwarten ausserdem zu Recht, dass auch und gerade in Phasen einer starken Konjunktur Maschinen innerhalb vernünftiger Frist geliefert werden. Die Einführung der Fliessfertigung ist Teil eines Bündels Lean-Manufacturing-Massnahmen, die in den Montagebereichen umgesetzt wurden und werden. So ist in diesem Zusammenhang nicht nur die End-, sondern auch die Vormontage neu organisiert worden. Dort werden die einzelnen Baugruppen seither ebenfalls im Rhythmus des Endmontage-Takts gefertigt und anschliessend in der Endmontage sofort weiterverarbeitet. Damit dieser Rhythmus eingehalten wird, wurden zusätzliche Plätze in der Vormontage geschaffen. Hierfür wurde jedoch keine zusätzliche Fläche benötigt, weil die einzelnen Plätze nun noch ergonomischer und zielgerichteter eingerichtet sind und dort ausserdem weniger Material vorgehalten werden muss als unter dem bisherigen Regime.
Von der Einführung von Lean-Manufacturing profitiert nicht allein das Unternehmen, sondern auch dessen Mitarbeitende, die nun an top-modernen Arbeitsplätzen arbeiten. Auch ist die Arbeit noch vielseitiger geworden. «Ich lege grossen Wert darauf», erklärt Marcel Trüssel, «dass meine Leute in der Lage sind, ein möglichst breites Spektrum an Arbeiten in hoher Qualität zu beherrschen.» Denn: Eine Fliessmontage, die nicht fliesst, ist keine Fliessmontage. Das heisst, wenn ein Mitarbeitender durch ein Ereignis oder aufgrund von Ferien ausfällt, muss ein anderer in die Bresche springen, damit der Takt eingehalten wird. Daher würden Mitarbeitende auch zwischen Vor- und Endmontage rotieren.
Den grössten Nutzen erfährt jedoch der Kunde. Zum einen ist die Abnahme der Maschine vor Ort in Bellach für ihn heute bequemer, weil hierfür ein neuer, separater und modern ausgestatteter Bereich abseits der Endmontage geschaffen wurde. Viel wichtiger ist allerdings, dass Agathon-Schleifmaschinen noch schneller geliefert werden können. Schliesslich gibt es zahlreiche Anwendungen, bei denen der Kunde auf die Qualitätsstandards und vielseitigen Möglichkeiten einer Agathon nicht verzichten möchte. Dies gilt spätestens, seit ein Mitbewerber im Jahr 2017 den Markt verlassen hat. Die entsprechenden Kunden können somit grundsätzlich darauf zählen, eine Agathon dann geliefert zu bekommen, wenn sie sie benötigen.
Bei der Einführung von Lean Manufacturing wird Agathon durch die Illing GmbH unterstützt, insbesondere durch Holger Illing selbst als auch durch dessen freien Mitarbeitenden Patrik Kamber. Die Illing GmbH bietet Dienstleistungen und Fortbildungen aus den Bereichen Lean Management und Shopfloor Management an. Sie zählt in diesen Bereichen zu den führenden Schweizer Beratungsgesellschaften und hat rund 300 entsprechende Projekte bei Kunden in den unterschiedlichsten Branchen erfolgreich begleitet und umgesetzt. Das Team um den Diplom-Ingenieur und Diplom-Ökonomen Holger Illing arbeitet methodisch nach Lean Grundsätzen, aber schwerpunktmässig problemorientiert. «Die eine Schubladenlösung gibt es nicht», erklärt Holger Illing.
Patrik Kamber ist Senior Expert Shopfloor Management und betreut neben seinem Engagement bei der Illing GmbH auch eigene Mandate.