Mehr als 100 Jahre Erfahrung gipfeln in unserer neusten Maschine, der Evo Quinto. Wir nennen sie unseren Game Changer, da sie die Grenzen von dem verschiebt, was bisher produzierbar war. Versprechen wir damit zu viel? Wir schickten die Evo Quinto zu Walter AG nach Münsingen DE in den Betatest.
Wie die Evo Quinto dabei performt hat, erfahren Sie aus dem Interview mit Florian Brandl, Schleiftechnologe bei Walter AG.
Wie lange arbeiten Sie bereits mit Agathon zusammen?
Persönlich seit fünf Jahren nach meinem Beginn bei Walter 2005. Wenn ich mir die älteren Agathon Maschinen anschaue,
haben wir Anlagen mit Baujahr 1986 im Haus. Somit pflegen wir die Zusammenarbeit seit mindestens 37 Jahren.
Welche Maschinen von Agathon stehen in der Fertigung?
Wir zählen aktuell über 50 Maschinen von Agathon aus folgenden Serien: PA 250, Combi 350, Combi 400, DOM semi, LEO Peri, Combi Penta, Combi peri, FSN und ganz aktuell die Quinto, die wir im ersten Quartal dieses Jahres übernommen
haben.
Wie wurden Sie auf die Quinto aufmerksam?
An den Agathon Technology Days im Mai 2019 haben wir einen ersten Entwurf der Quinto gesehen. Doch schon im Vorfeld haben wir erfahren, dass die Agathon etwas in Richtung 5-Achs-Maschine entwickelt wird. Da war das Projekt Quinto noch sehr jung und unterlag entsprechend der Geheimhaltung. Dr. Stephan Scholze und sein Team kamen zu dieser Zeit mit der Frage auf uns zu, ob das Interesse an einem Betatest bei Walter bestehen würde.
Was ist Ihr Bedürfnis, dem die Quinto gerecht wird?
Die Erfahrung zeigt, dass nebst allen Bedürfnissen, die wir an eine Maschine aus technischer und wirtschaftlicher Sicht
haben, ein entscheidender Faktor nicht fehlen darf: die Akzeptanz beim Maschinenbediener. Eine Maschine, welche die Bedürfnisse an Kinematik, Prozessfähigkeit, Zykluszeit etc. erfüllt, jedoch kompliziert, wenig intuitiv bedien- und programmierbar ist oder eine mangelhafte Ergonomie aufweist, wird im Arbeitsalltag kaum vom Bediener angenommen. Damit sinkt die Bereitschaft, sich auf die Maschine einzulassen. Die Quinto hat uns aus technologischer und wirtschaftlicher Sicht schon früh überzeugt. Die bewährte Nutzeroberfläche und die verbauten Komponenten fügen sich perfekt in die Produktfamilie von Agathon ein. So ist nahezu jeder Mitarbeitende aus unserem Peripherieschleifbereich in der Lage, die Quinto zu bedienen.
Welchem Bedürfnis wird die Quinto, oder auch eine andere Maschine von Agathon, nicht gerecht?
«Leider» fällt mir hierzu ad hoc nichts ein - hierfür spricht ja auch die lange Zusammenarbeit mit Agathon.
Warum haben Sie sich auf einen Betatest eingelassen?
Wir sammelten bereits Erfahrung auf einer 5-Achs-Schleifmaschinen eines Wettbewerbers. Dieser entschied sich jedoch, seine Maschinensparte einzustellen, womit wir in diesem Bereich Handlungsbedarf hatten. Im Betatest sahen wir die Chance darin, die Limite der Quinto herauszufinden. Teilweise sind wir darüber hinausgegangen, was zu Anpassungen und Weiterentwicklung der Maschine geführt hat. So konnten wir indirekt Einfluss auf gewisse Bereiche des Maschinendesigns nehmen, was wiederum unserem Produktspektrum zugutekommt. Und da wir bisher nur positive Erfahrungen mit Agathon gesammelt haben, war schnell klar, dass wir uns für einen Test bereit erklären und dadurch auch Agathon von unserem Feedback profitieren kann.
Für welche Teile können Sie die Quinto einsetzen?
Wir können die Quinto neben mehrschneidigen Stechplatten auch für komplexe Wendeschneidplatten mit geschliffenen
Spanleitstufen einsetzen, was bisher so nicht einfach, respektive wirtschaftlich zu realisieren war.
Wie liefen die Tests ab?
Wir wollten eine Testgeometrie bei Agathon schleifen, sobald der erste Maschinenprototyp aufgebaut war. Ursprünglich war hierfür Q1/Q2 2020 vorgesehen. Dann kamen die ganzen Covid-19-Auflagen, und wir führten den Inhousetest im Q3/2020 bei Agathon virtuell über Microsoft Teams und mittels Smartglasses durch. Hier konnten wir live den Schleifprozess unserer Testgeometrie sehen. Die geschliffenen Teile haben wir dann bei uns vermessen und ausgewertet. Schnell war klar, dass die Quinto enormes Potenzial bietet. Im Dezember 2021 hatten wir eine Testmaschine in unserem Werk in Münsingen aufgestellt, um einen intensiven Test über zehn bis zwölf Monate zu realisieren. Anfang 2022 begannen wir mit den Tests. Begleitend haben wir uns regelmässig ausgetauscht: im direkten, virtuellen Gespräch wie über eine Online-Plattform, bei der Anliegen, Probleme und Fragen platziert werden konnten. Diese wurden zeitnah bearbeitet, um einen reibungslosen Testablauf zu gewährleisten. Anfang Q4 2022 konnten wir uns ein finales Bild von der Quinto machen und die weiteren Schritte mit Agathon abstimmen.
Was konnten Sie für sich feststellen?
Für uns war während der Testphase schnell klar, dass die Quinto mehr als ein Ersatz für unsere bisherigen 5-Achs-Schleifmaschinen ist. Wir können mit ihr bisher nicht schleifbare Geometrien realisieren. So fiel die Entscheidung leicht, die Quinto zu übernehmen und in unseren Fertigungsbereich zu integrieren.
Welche Vorteile bietet Ihnen die Quinto?
Die Quinto bedeutet eine technische Revolution, bezogen auf die Achsverfahrwege und den damit verbundenen Möglichkeiten, hochkomplexe Geometrien zu schleifen. Sie bietet uns auch die Möglichkeit, Teile in einer
Aufspannung zu schleifen, wo bisher zwei Prozessschritte oder mehr erforderlich waren. Dadurch haben wir eine Zeitersparnis. Unter anderem durch den Wegfall von Rüst- und «Liege»-zeiten zwischen den zwei Prozessen bei gleichbleibender, beziehungsweise besserer Qualität.
Was können Sie nun schleifen, was vorher nicht möglich war?
Wie erwähnt können nun Geometrien in einer Aufspannung geschliffen werden, die bisher in zwei oder drei Arbeitsschritten bearbeitet wurden. Ebenso Neuteile, die sich noch im Entwicklungsprozess befinden, weshalb ich hier leider nicht weiter darauf eingehen kann.
Was überzeugt Sie an der Maschine?
Die kinematischen Neuerungen überzeugen mich. Aber auch, dass die Maschine einfach das tut, was sie soll! Sie schleift zuverlässig und prozesssicher im μm-Bereich. Ehrlich gesagt war dies für uns keine allzu grosse Überraschung, wir sind dies von Agathon gewohnt. Wir sind begeistert von der Akribie, mit welcher Agathon diese Entwicklung vorangetrieben hat. Das gibt uns ein sicheres Gefühl, in die Quinto zu investieren.
Wie konnten Sie Agathon in der Weiterentwicklung unterstützen?
Durch das Herantasten an die Maschinenlimite. Durch den regelmässigen Austausch konnten wir Optimierungen ansprechen, die Agathon in das finale Design einfliessen liess. Wir haben ausserdem Ergebnisse von Qualität und Zeiteinsparung mit Agathon geteilt. Auch das Ansprechen von nutzerfreundlicheren Features wurde gerne gehört
und realisiert.
Wie gefällt Ihnen die Zusammenarbeit mit Agathon, wie profitieren Sie voneinander? Können Sie Agathon weiterempfehlen?
Definitiv ja. Alle am Projekt beteiligten Personen bei Walter sind begeistert über die Hingabe, die Geschwindigkeit wie auch mit der Qualität der Lösungen, die Agathon an den Tag legt. Auf jeden Fall ist die zielorientierte Zusammenarbeit immer angenehm, vertrauensvoll und vor allem von Erfolg geprägt.